Archiv der Kategorie: Heute Keine Schüsse – Berlin in der Weimarer Republik – Spurensuche

Hintergrundinformationen zu Heute keine Schüsse – Weimarer Republik

28.02.1933, Dienstag aus „Heute keine Schüsse – Berlin in der Weimarer Republik“

Am Morgen mit Fritz zum Reichstag. Das Gelände um den Reichstag war von Schutzpolizei abgesperrt. Noch immer kohlten die Reste.

Schaulustige diskutierten. Angeblich sei ein holländischer Kommunist der Brandstifter.

Fritz schüttelte wütend den Kopf:

„Die Nationalsozialisten selbst haben das Feuer gelegt, um dann umso härter gegen ihre politischen Feinde vorgehen zu können.“

Die NSDAP spricht von einem Fanal zum blutigen Aufruhr und zum Bürgerkrieg.

Wieder erlässt der Reichspräsident Notverordnungen

20.02.1933, Montag aus „Heute keine Schüsse – Berlin in der Weimarer Republik“

Werner war in der Galerie und brachte schlechte Nachricht:

„Man hat Heinrich Mann und Käthe Kollwitz gezwungen, aus der Akademie auszutreten. So wurde beiden ihre Unterschrift unter einen Appell, der die Parteien zum Handeln gegen die Nationalsozialisten aufrief, zum Verhängnis.“

Anfangs habe Rust, nunmehr preußischer Kulturminister, sogar die ganze Akademie schließen wollen. Heinrich Mann plant, Deutschland zu verlassen. Ebenso wie Alfred Kerr, der Präsident des deutschen PEN-Klubs

Heinrich Mann lebte seit 1928 in Berlin. Gemeinsam mit Käthe Kollwitz und Albert Einstein unterzeichnete er zweimal, 1932 und 1933, den Appell  zur Aktionseinheit der KPD und der SPD gegen die Nationalsozialisten. Er verließ Deutschland 1933 kurz vor dem Reichstagsbrand.. Im August 1933 wurde ihm die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt.

Heinrich Mann wohnte in der Fasanenstraße. Eine Gedenktafel an dem Wohnhaus erinnert an ihn.

10.02.1933, Freitag aus „Heute keine Schüsse – Berlin in der Weimarer Republik“

Hitler sprach im Sportpalast. Wieder konnte der Sportpalast die vielen Menschen nicht aufnehmen.

Die Rede wurde im Rundfunk übertragen. Ich konnte kein konkretes politisches Programm erkennen, aber die Menschen jubelten. Sie haben jemanden gefunden, der ihnen eine bessere Zukunft verspricht. Ein starkes Deutschland, das sich nicht in endlosen Debatten und Kompromissen aufreibt. Hitler gibt den Menschen Hoffnung auf eine radikale Wende. Träger und Erfüller dieser Hoffnung soll nicht eine Partei sein, sondern eine Bewegung, eine Volksgemeinschaft, die die Nation zu neuer Größe führt. Er gibt den Menschen das Gefühl, dass sie der Politik der Parteien nicht ohnmächtig ausgeliefert sind, sondern ihr Schicksal selbst, als Teil dieser mächtigen Gemeinschaft, in die Hand nehmen können. Viele scheinen bereit, dieser vagen Idee der Volksbewegung die Republik zu opfern.

 

 

Der Sportpalast war eine riesige Veranstaltungshalle im Stadtteil Schöneberg  in der in erster Linie Kundgebungen und Sportereignisse ( Sechstagerennen, Boxen) stattfanden . Die Halle wurde 1973 abgerissen und durch triste, mehrstöckige Wohnhäuser ersetzt. Ein Gedenktafel in liebloser, ungepflegter  Umgebung und ein Hinweisschild erinnert an den Sportpalast.

12.11.1933, Sonntag, Wahltag aus „Heute keine Schüsse – Berlin in der Weimarer Republik“

Das Volk hat das Wort, so betitelt die MoPo den heutigen Wahltag und zeigt die beiden Stimmzettel, mit denen heute abgestimmt wird.

Auf dem Stimmzettel nur eine Partei:

Die Nationalsozialistische deutsche Arbeiterpartei.

Darunter in Klammern Hitlerbewegung. Dann die Namen: Adolf Hitler, Rudolph Hess, Wilhelm Frick, Herman Göring, Alfred Hugenberg. So ist also Hugenberg jetzt Mitglied der NSDAP.

Die Presse sagt am Abend, 92,1 Prozent seien für die NSDAP und 95,1 Prozent für den Austritt aus dem Völkerbund. Somit billigt das deutsche Volk ausdrücklich die Regierungsarbeit der NSDAP, wenn man dieser Wahl und denen, die darüber berichten, Glauben schenken kann.

Die Reichstagswahl fand zugleich mit der Volksabstimmung über den Austritt Deutschlands aus dem  Völkerbund statt. Vorangegangen war die Ausschaltung der politischen Gegner der Nationalsozialisten. Zugelassen war nur eine  nationalsozialistische  dominierte  Einheitsliste.

11.05.1933, Donnerstag aus „Heute keine Schüsse – Berlin in der Weimarer Republik“

Ein Artikel heute in der MoPo:

Scheiterhaufen auf dem Opernplatz!

Mit der öffentlichen Verbrennung von Büchern fand die Aktion des Studentischen Kampfausschusses ‚Wider den undeutschen Geist’ ihren vorläufigen Abschluss. Gegen Mitternacht wurden nach Reden von Reichsminister Dr. Goebbels und dem Führer des Kreises Brandenburg der deutschen Studentenschaft ein Teil der beschlagnahmten Werke auf dem Opernplatz zu einem Scheiterhaufen aufgebaut und verbrannt. Ähnliche Aktionen fanden in einer ganzen Reihe von deutschen Städten statt. In Köln ist die Bücherverbrennung wegen schlechten Wetters abgesagt

Eigentlich heißt der Opernplatz Bebelplatz.

Das Opernplatz-Areal war am 10. Mai 1933 Hauptschauplatz der Bücherverbrennung. Etwa 70.000 Studenten, Professoren und Mitglieder der SA und SS verbrannten Bücher von als „undeutsch“ bezeichneten Autoren,  u.a. Sigmund Freud, Erich Kästner, Heinrich Mann, Karl Marx und Kurt Tucholsky. Erich Kästner war dabei. als man seine Bücher verbrannte. 

Durch eine gläserne Bodenplatte auf dem Opernplatz blickt man heute in einen  Raum mit leeren, weißen Bücherregalen aus Beton. Die Regale bieten Platz für etwa 20.000 Bücher, so viele sollen damals verbrannt worden sein.

01.05.1933, Montag aus „Heute keine Schüsse – Berlin in der Weimarer Republik“

Große Maikundgebung der NSDAP auf dem Tempelhofer Feld. Schon am Nachmittag bei strahlendem Sonnenschein marschierten die Arbeiter aus ihren Betrieben in geschlossenen Kolonnen nach Tempelhof. Ein Zug Männer und Frauen begegnete mir am Brandenburger Tor. Arbeiter in Viererreihen, die stolz die Fahne ihres Betriebes vorantrugen. Am Straßenrand Schaulustige. Fast alle zeigten den Hitlergruß. Aus ganz Deutschland werden Arbeiterdelegationen erwartet. Hitler hat den Kommunisten ihren Feiertag gestohlen und den Tag der Arbeit zum Tag der nationalen Arbeit umbenannt. Abends die Rede des Reichskanzlers im Rundfunk.

Man sagt, mehr als eine Million Menschen seien nach Tempelhof gekommen.

 

Der Flughafen Tempelhof war einer der ersten Verkehrsflughäfen  Deutschlands und nahm 1923 den Linienverkehr auf.

2008 wurde er geschlossen.

Im Nationalsozialismus fanden hier die Großkundgebungen der NSDAP statt.

Das ehemalige Flugfeld wird heute als Freizeitpark „Tempelhofer Feld“ von den Berlinern genutzt.

Interessant ist auch das riesige Flughafengebäude, das ab 1936 entstanden ist und 1941 mit einer Gesamtlänge von 1,2 Kilometer und einer Geschossfläche von 307.000 m² eines der längsten und flächengrößten Gebäude Europas ist —  Architektur im Nationalsozialismus eben – direkt daneben war übrigens seit 1934 das KZ Columbia, das man  aber abriss, als das Flughafengebäude in Betrieb genommen wurde.

03.03.1933, Freitag aus „Heute keine Schüsse – Berlin in der Weimarer Republik“

Theodor Wolff, Chefredakteur des BT, wird von seinem Verleger Hans Lachmann-Mosse entlassen.

Ernst Thälmann, der Führer der KPD, ist verhaftet.

 

Das Mossehaus wurde um 1900 als Sandsteinbau errichtet. Das Gebäude wurde bei den Spartakusaufständen im Januar 1919 beschädigt und in den Folgejahren im Stil der Neuen Sachlichkeit umgebaut.  Rudolf Mosse baute um 1900 ein Zeitungsimperium auf u.a. Die Gartenlaube, Berliner Volkszeitung, Berliner Tageblatt (Chefredakteur war lange Zeit Theodor Wolff).

Rudols Mosse starb 1920. Nach seinem Tod übernahm sein Schwiegersohn, Hans Lachmann-Mosse, die Führung des Mosse-Konzerns.Kurz nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten erfolgte eine „Kalte Arisierung“ des Unternehmens. Hans Lachmann-Mosse floh am 1. April 1933 nach Paris und veranlasste von dort aus die Umwandlung des Konzerns in eine Stiftung zum 15. April 1933. Man sagt, der Konzern sei zu dieser Zeit hoch verschuldet gewesen.

Im Mosse Zentrum Berlin sind heute verschiedene Dienstleistungsfirmen ansässig.