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24.09.1921, Sonnabend aus „Heute keine Schüsse – Berlin in der Weimarer Republik“

Ernst lud uns zum ersten Autorennen auf der Avus in den Grunewald ein. Sogar Margarete ließ die Mädchen bei der Kinderfrau und begleitete uns. Wir waren heiter und ausgelassen wie schon seit langem nicht mehr. Auch das Wetter spielte mit, die Sonne schien am wolkenlosen Himmel. Elsa war begeistert. Sie überlegte, ob sie auch ein Auto lenken könne.

„Es ist wohl keine Hexerei. Immerhin sagt man, dass die Tochter des reichen Stinnes sogar an Autorennen teilnimmt. Ja, man munkelt, dass Stinnes die Rennstrecke eigens finanzierte, um seiner Tochter einen Gefallen zu tun.“

Darauf griff Ernst in die Jackentasche und nahm zehn Mark heraus:

„Hier“, er legte den Schein vor Elsa auf den Tisch, „die Gebühr für ein einmaliges Durchfahren der Rennstrecke. Ich schenke ihn dir, wenn es dir gelingt, bis zum Frühjahr eine Fahrerlaubnis zu bekommen.“

Elsa schlug lachend ein. Wir verabredeten uns in sechs Monaten auf der Avus, um Elsas erstes Rennen zu beobachten.

Heute ist die Avus ein Teilstück der A 115. Der Name der Raststätte und eines Motels erinnern an die erste Rennstrecke Deutschlands.