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21.06.1929, Freitag aus „Heute keine Schüsse – Berlin in der Weimarer Republik“

„Trude Radke hat Margarete überredet, sie zur Eröffnung des neuen Karstadt-Gebäudes am Hermannplatz unweit der Hasenheide zu begleiten. Das neue Warenhaus gilt als das größte im deutschen Reich.

Am Nachmittag im Salon der Galerie schwärmte Margarete von den neun Einkaufsetagen und den modernen Rolltreppen.

„Man steigt aus der U-Bahn und findet sich direkt im Untergeschoss des Warenhauses wieder.“

Die beiden Frauen besuchten den Friseursalon und tranken auf der Dachterrasse Kaffee. Einen wundervollen Blick über die Stadt habe man da. Bei ihrem nächsten Besuch will Margarete unbedingt die Badeanstalt mit den Massageräumen besuchen. Dann wird sie auch die Mädchen mitbringen. Es ist wohl das erste Mal, dass Margarete ihren Umzug an den Tegeler See bereut.

Am späten Abend bin ich noch mit der neuen U-Bahn-Linie zum Hermannplatz gefahren. Die strahlende Lichtsäule auf den beiden Türmen des Kaufhauses ist selbst für Berliner Verhältnisse höchst beeindruckend.

Der imposante U-Bahnhof ist sicherlich einer der größten der Stadt. Man sagt, das Unternehmen Karstadt habe ihn mitfinanziert und dafür einen direkten Zugang zum Bahnhof erhalten.

Auch am Alexanderplatz haben enorme Umbaumaßnahmen begonnen. Arbeiter führen den Verkehr zurzeit über dicke Holzbohlen, die sie über die zukünftigen U-Bahnschächte gelegt haben.

Auch heute unterhält Karstadt an dieser Stelle eine Filiale. Ein Teil der Außenwand des Parkhauses erinnert an das alte Gebäude. Im oberen Stockwerk steht ein Modell des ehemaligen Gebäudes. Noch heute hat Karstadt einen direkten Zugang zum U-Bahnhof, der allerdings eher selten genutzt  wird.