13.10.1923, Sonnabend aus „Heute keine Schüsse – Berlin in der Weimarer Republik“

Schwarz-Weiß-Ausstellung in Berlin. Max Liebermann eröffnete mit der üblichen bewegenden, etwas launischen Rede. Die Akademie der Künste hat in ihm einen souveränen Präsidenten gefunden.

 

 

Überall in der Berlin findet man Spuren des berühmten Sohnes der Stadt Berlin. Max Liebermann wurde 1847 in Berlin geboren und ist 1935 in Berlin gestorben. Er war einer der bedeutendsten Vertreter des deutschen Impressionismus. Er war lange Zeit Präsident, später Ehrenpräsident der Deutschen Akademie der Künste. 1933 trat er aus Protest gegen den Nationalsozialismus und dessen Einflussnahme auf die Kunst von seinem Ehrenamt zurück.

08.11.1923, Donnerstag aus „Heute keine Schüsse – Berlin in der Weimarer Republik“

Ein Brot kostet in Berlin 105 Milliarden Mark und ein Liter Vollmilch 26 Milliarden Mark.

In München gab es einen Putschversuch. NSDAP-Führer Hitler verkündete im Münchener Bürgerbräukeller die „nationale Revolution”, erklärte die bayerische und die Reichsregierung für abgesetzt und proklamierte den Marsch auf Berlin.

 

Die Hpyerinflation in dieser Zeit ist wohl eines der ersten Dinge, die jedem zur Weimarer Republik einfallen.

01.12.1923, Sonnabend aus „Heute keine Schüsse – Berlin in der Weimarer Republik“

Und noch eine gute Nachricht: Sarotti hat den Produktionsbetrieb in Tempelhof wieder aufgenommen.

Ich konnte nicht umhin, mit der Bahn nach Tempelhof zu fahren. Es ist schön, dass es wieder nach Schokolade riecht, wenn man am Güterbahnhof aussteigt und zum Teltow-Kanal geht. Das ist das einzig Angenehme in diesem sonst so tristen Stadtteil.

Die Teilestraße ist eine Industriestraße im  Industriegebiet  Tempelhof-Ost am Teltowkanal.  An der Straße liegen mehrere  denkmalgeschützte  Fabrikanlagen, unter anderem auch die Gebäude der Sarotti-Werke . Irgendwie dachte ich ja, da würde noch ein Sarotti-Mohr rumsitzen. Aber die Hausnummer hat gestimmt.

18.10.1924, Sonnabend aus „Heute keine Schüsse – Berlin in der Weimarer Republik“

Mit Elsa war ich bei der Herbstausstellung der Berliner Akademie der Künste, die überraschend viele Künstler des Expressionismus’ zeigt. Max Liebermann hat es in der Tat geschafft, dass die modernen Künstler in der Akademie heimisch wurden.

Auch Reichspräsident Ebert war bei der Eröffnungsfeier.

 

Überall in der Berlin findet man Spuren des berühmten Sohnes der Stadt Berlin. Max Liebermann wurde 1847 in Berlin geboren und ist 1935 in Berlin gestorben. Er war einer der bedeutendsten Vertreter des deutschen Impressionismus. Er war lange Zeit Präsident, später Ehrenpräsident der Deutschen Akademie der Künste. 1933 trat er aus Protest gegen den Nationalsozialismus und dessen Einflussnahme auf die Kunst von seinem Ehrenamt zurück.

 

16.02.1924, Sonnabend aus „Heute keine Schüsse – Berlin in der Weimarer Republik“

Grosz muss 6.000 Mark Strafe für Ecce homo zahlen. Aber meine Vermutung war richtig. Der Prozess hat den Künstler erst richtig in der Öffentlichkeit bekannt gemacht. In der Galerie fragt man nach Werken von ihm.

 

Die Werke von George Grosz wurden von den Nationalsozialisten später als „entartete Kunst“ diffamiert. Heute erinnert eine Gedenktafel am Wohnhaus des Künstlers an sein Werk.

08.12.1924, Montag aus „Heute keine Schüsse – Berlin in der Weimarer Republik“

Es sieht so aus, als möchte das Volk die Republik behalten. Auch wenn keine Partei eine klare Mehrheit erhielt. Nun ist abzuwarten, ob den Parteien auch ohne klare Mehrheitsregierung eine demokratische Regierung gelingt. SPD und DNVP sind die Sieger, Ludendorffs „National sozialistische Freiheitsbewegung“ und die KPD die Verlierer.

01.09.1925, Dienstag aus „Heute keine Schüsse – Berlin in der Weimarer Republik“

Ernst Thälmann wird Vorsitzender der KPD. Nun hat auch die kommunistische Partei einen kämpferischen Führer. Ich weiß, Fritz würde Thälmann bedingungslos folgen. Der Kommunist hat den Roten Frontkämpferbund stark gemacht. Ich erinnere mich an eine Parade des Frontkämpferbundes in der Leipziger Straße. Militärisch, diszipliniert, so ganz anders als die anderen Protestmärsche der KPD. Und Thälmann, der Führer, marschierte mit erhobener Faust inmitten seiner Kämpfer.

Ernst Thälmann wurde 1933 verhaftetet, wenige  Tage nach dem Reichstagsbrand. Im August 1944, nach mehr als 11 Jahren Einzelhaft, wurde er erschossen.

Eine Gedenkplatte auf dem Sozialistenfriedhof in Friedrichsfelde erinnert an ihn.

14.06.1925, Sonntag aus „Heute keine Schüsse – Berlin in der Weimarer Republik“

„Ausstellung Neue Sachlichkeit in der Kunsthalle in Mannheim. Radke bringt ein frühes Gemälde von Ernst Fritsch zur Hängung. Ein farblich intensives Gemälde, das das Alltagsleben in der Berliner Vorstadt thematisiert. Eine gute Werbung für die Galerie. Beckmann, Dix, Grosz und Schlichter sind vertreten. Mich spricht diese fast schon dokumentarische und dabei kühl überzogene Wiedergabe der Realität nicht an. Mir fehlt das Herz in diesen Bildern. Elsa verweilte lange vor Selbstbildnis mit Modell von Schad. Dann meinte sie, dass genau diese Kälte die neue Kunst ausmache.

„Die Maler zeigen exakt die gegenwärtige kalte, herzlose Welt. Menschen, die einander so gut zu kennen scheinen, dass selbst ihre Nacktheit sie nicht mehr überraschen kann. Ihr Blick geht ins Leere. Sie schauen sich nicht an. Eine sachliche Intimität ohne Gefühl.“

Elsa schaute mich nachdenklich an und fügte dann hinzu:

„So erlebe auch ich die Menschen um mich herum. Menschen, die fürchten, Gefühle von sich preiszugeben.“

Die Neue Sachlichkeit ist eine der führenden Kunstrichtungen in der Weimarer Republik.

Die Berlinerische Galerie ist ein relativ junges Museum in Berlin. Sie zeigt Kunstwerke Berliner Künstler von 1870 bis heute.  Sie zeigt Bilder von Max Beckmann, Max LIebermann und Otto Dix. Ein besonderer Schwerpunkt ist die Kunst der Berliner Künstler, die unter den Repressalien des Nationalsozialismus zu leiden hatten. ( Entartete Kunst)

Auch sehr interessant: Die Sammlung zeitgenössischer  Fotografie der Weimarer Republik, als man gerade begann, die Fotografie als Kunstform wahrzunehmen.

Außerdem: Eine umfangreiche Sammlung zur Neuen Sachlichkeit und zu Dada.

12.07.1925, Sonntag aus „Heute keine Schüsse – Berlin in der Weimarer Republik“

Trotz alledem im Schauspielhaus. Das Stück wurde anlässlich des zehnten KPD-Parteitages aufgeführt. Es ist ein eigensinniges, historisches, ja äußerst politisches Stück, in dem Piscator ungewöhnliche dramaturgische Mittel einsetzt. Ich kann mich nicht erinnern, dass zuvor jemand filmische Szenen und darstellende Theaterkunst zusammenführte. Trotz alledem – Piscator selbst deklamierte Karl Liebknechts letzten Text. Ich erinnere mich gut an den Text. Er war in der Roten Fahne abgedruckt am Tage seines Todes. Fritz kannte die Rede auswendig. Ein ergreifendes Manifest.

…leben wird unser Programm; es wird die Welt der erlösten Menschheit beherrschen. Trotz alledem!

Doch Spartakus ist schwach geworden.

Erwin Piscator zeigte im Neuen Schaupielhaus am Nollendorfplatz modernes, politisches Theater. Mit ihm arbeitete u.a. Bertolt Brecht, Thomas Mann, Georg Grosz, Tilla Durieux und John Heartfield. Nach dem 2. Weltkrieg wurde das Schauspielhaus als Varietétheater und zuletzt als Kino und Club weitergeführt. Seit 2014 ist es geschlossen. Eine Gedenktafel erinnert an den Theaterintendanten Erwin Piscator.

 

 

12.05.1925, Dienstag aus „Heute keine Schüsse – Berlin in der Weimarer Republik“

Nur vier Wochen, nachdem man Ebert aus dem Reichspräsidentenpalast getragen hat, zog Hindenburg unter großem Jubel der Menschen als neuer Reichspräsident ein.

Elsa meinte, dass Hindenburg mit Sicherheit diejenigen enttäuschen wird, die von ihm Wunder erwarten. Auch er wird sich außen– und innenpolitisch den Gegebenheiten anpassen müssen und um Kompromisse ringen. An seinen Erfolgen werde man ihn messen, nicht an seinen Versprechungen.

Meine kluge, besonnene Elsa.

 

 

 

Der Reichspräsidentenpalast eigentlich das  Reichspräsidentenpalais war von 1919 bis 1934 der Amtssitz des  Reichspräsidenten.

Das Palais lag auf dem Grundstück Wilhelmstraße Nr. 73.

Das Gebiet um die Wilhelmstraße war zur Zeit der Weimarer Republik als Regierungsviertel bekannt. Nach der Machtergreifung richteten sich die Behörden des NS Regimes in der Wilhelmstraße ein. Viele der Regierungsgebäude wurden während des 2. Weltkrieges zerstört. Die Reichskanzlei stand in der Wilhelmstraße, in ihrem Garten lag der Führerbunker. Gedenktafeln mit historischen Portraits weisen heute auf die besondere Bedeutung der Wilhelmstraße hin und immer noch sind viele Regierungsbehörden in und um die Wilhelmstraße ansässig. Es wurde lange diskutiert, ob man die Plattenbauten aus der DDR Zeit abreißen und das Viertel wieder ähnlich wie vor dem 2. Weltkrieg aufbauen soll. Letztlich kam man zu dem Schluss, die Plattenbauten zu erhalten. Ich finde das gut, sie sind schließlich auch Teil unserer Geschichte.

Manchmal ändern sich unsere Ansichten, wenn wir genauer hinsehen.