Schlagwort-Archive: Heute keine Schüsse

15.05.1919, Donnerstag aus „Heute keine Schüsse – Berlin in der Weimarer Republik“

Vor dem Reichstag auf dem Königsplatz demonstrierte das Volk gegen den Versailler Vertrag. Wütende, enttäuschte Menschen um die Siegessäule.

Plakate und Rufe:

Nieder mit dem Gewaltfrieden!

Ich stand inmitten der Menge. Stumm. Ich war froh, dass ich schon bald in die Viktoriastraße zurückkehren musste, weil mich Radke in der Galerie brauchte.

  

 

Auf dem Königsplatz, dem heutigen Platz der Republik,   stand damals die Siegessäule.  Sie wurde während der Herrschaft der Nationalsozialisten auf ihren heutigen Standort auf den Stern im BerlinerTiergarten versetzt.

Zur Zeit wird in Berlin diskutiert, ob man das Einheitsdenkmal, die sogenannte Einheitswippe, auf den Platz  vor den Reichstagsgebäude  baut.

09.10.1919, Sonntag aus „Heute keine Schüsse – Berlin in der Weimarer Republik“

Berlin ist noch nicht sicher. Das BT berichtet, auf Hugo Haase von der USPD sei geschossen worden. Ein Attentat direkt vor dem Gebäude des Deutschen Reichstags.

 

Hugo Haase starb an den Folgen dieses Attentats. Ein Gedenkstein auf dem Sozialistenfriedhof in Friedrichsfelde erinnert an ihn.

08.11.1919 aus „Heute keine Schüsse – Berlin in der Weimarer Republik“

Zu Mittag haben Ernst und ich in der Markgrafenstraße Radkes Einladungsliste besprochen.

Ernst sagte mir, dass Hugo Haase gestern gestorben sei. Angeblich habe ein Geisteskranker geschossen. Aber niemand glaubt diese Version. So wird Mord zum Mittel des politischen Disputs und mir scheint, das Volk gewöhnt sich daran.

Trotz der eisigen Kälte und des schmerzenden Knies spazierte ich mit Margarete und den beiden Mädchen zur Spree. Es war ein liebliches Bild, wie die kleine Elise ihr Schwesterchen im Kinderwagen schob, sorgsam darauf bedacht, dass das Gefährt dem Ufer der Spree nicht zu nahe kam. Margarete wird langsam mit Berlin vertraut. Sie erzählte, dass Frau Radke sie in ihre Kreise eingeführt habe:

Hugo Haase starb an den Folgen eines Attentats. Ein Gedenkstein auf dem Sozialistenfriedhof in Friedrichsfelde erinnert an ihn.

09.11.1919, Sonntag aus „Heute keine Schüsse – Berlin in der Weimarer Republik“

Revolutionsfeiertag.

Vor einem Jahr hat Scheidemann die Deutsche Republik ausgerufen.

Noch ist es unmöglich, das Ganze zu übersehen. Wird es der Regierung gelingen, das Chaos zu bewältigen? Die Nationalversammlung ist innerlich zerrissen. Parteien, die einander hassen und bekriegen. Dabei müssten sie jetzt zusammenstehen, um gegen die Verelendung der Massen zu kämpfen. Überall Arbeitslose. Kurzarbeit, Entlassungen, Schließungen. Wer Arbeit hat, wird ausgebeutet. Es gab in den letzten Monaten keinen Tag ohne Streik.

01.01.1920, Donnerstag aus „Heute keine Schüsse – Berlin in der Weimarer Republik“

Mit großem Spektakel hat Berlin das neue Jahr begrüßt.

Ich habe Ernst zum Silvesterball im Palmensaal des Esplanades begleitet. Zwar gibt es seit März als Folge des Belagerungs­zustandes wieder ein Tanzverbot, aber die Berliner kümmert das wenig. Es war turbulent. Ernst ist ein guter Tänzer, er könnte im Esplanade wohl auch Geld als Eintänzer verdienen.

Das Hotel „Esplanade“ war ein beliebter Treffpunkt der wohlhabenden Berliner Gesellschaft. Es wurde im 2. Weltkrieg zum großen Teil zerstört. Der Potsdamer Platz ist heute mit dem Sony Center ein Wahrzeichen des modernen Berlin. Wer genau hinschaut, kann jedoch noch Reste des alten Hotel Esplanade entdecken. Überreste davon wurden in die Fassade des Sony Centers integriert. Wir durften sogar einen Blick in den Palmensaal werfen.

 

13.01.1920, Dienstag aus „Heute keine Schüsse – Berlin in der Weimarer Republik“

Die Arbeiter demonstrierten am Mittag auf dem Königsplatz. Sie fürchten um ihre Rechte. Es war eine große Menschenmenge, Männer und Frauen. Selbst auf meinem Heimweg durch den Tiergarten traf ich noch auf Demonstranten. Die Stimmung war angespannt und gereizt, auch Schüsse fielen.

Später berichtete das Berliner Abendblatt von zweiundvierzig Toten und vielen Verletzten. Politiker von USPD und KPD wurden verhaftet.

Auf dem Königsplatz, dem heutigen Platz der Republik  ( hier vom Reichstagsgebäude aus betrachtet ) stand damals die Siegessäule.  Sie wurde während der Herrschaft der Nationalsozialisten auf ihren heutigen Standort auf den Stern im  Berliner Tiergarten versetzt.

Zur Zeit wird in Berlin diskutiert, ob man das Einheitsdenkmal, die sogenannte Einheitswippe, auf den Platz  vor den Reichstagsgebäude  baut.

18.03.1920, Donnerstag aus „Heute keine Schüsse – Berlin in der Weimarer Republik“

Extrablatt: Die Putschisten sind geschlagen. Die alte Regierung kehrt nach Berlin zurück.

Ich war am Brandenburger Tor. Viele waren da, um den Rückzug der Brigade unter Fahnen und Gesang zu sehen. Dann gab es Buhrufe aus der Menge. Die Soldaten antworteten mit Maschinengewehrfeuer. Tote und Verletzte blieben auf dem Pflaster des Pariser Platzes zurück

06.06.1920, Sonntag, Wahltag aus „Heute keine Schüsse – Berlin in der Weimarer Republik“

„Heute wurde die erste republikanische Reichstag gewählt. Mir scheint, dass weniger zur Wahl gingen als vor eineinhalb Jahren. Die Straßen waren ungewöhnlich ruhig für Berlin an diesem Morgen“

Es war die zweite Wahl in der Weimarer Republik und die erste Wahl zu einem deutschen Reichstag.Schon zu diesem Zeitpunkt mussten die Parteien der Weimarer Koalition um Stimmen kämpfen.
„Die Wahl zeigt, wie unzufrieden das Volk mit der Regierung ist. Diejenigen, die die Republik tragen sollen, die Parteien der Weimarer Koalition, schreiben die meisten Verluste.“