Schlagwort-Archive: Sportpalast

10.09.1930, Mittwoch aus „Heute keine Schüsse – Berlin in der Weimarer Republik“

Der Führer der NSDAP sprach im Sportpalast. Ich beschloss, trotz des leichten Regens zu Fuß über die Potsdamer Straße zum Sportpalast nach Schöneberg zu gehen. Wieder das gleiche Bild wie vor nicht einmal zwei Jahren: Ganz Berlin schien auf den Beinen. Und alle waren zur großen Veranstaltungshalle unterwegs. Arbeiter, Angestellte, Studenten, Arbeitslose. Vor dem Sportpalast hielten im Minutentakt die Automobile derer, die sich eine Fahrt im eigenen Wagen leisten können: die Fabrikanten, Unternehmer, Geschäftsleute. Alle wollten den Mann hören, der in seinen Reden während der letzten Wochen immer öfter als Gegner der Republik auftrat. Der Mann, der verspricht, das zerstrittene Volk wieder zu einen und sich der Sorgen der Arbeiter und Arbeitslosen anzunehmen.

„Der Nationalsozialismus kämpft für den deutschen Arbeiter, indem er ihn aus den Händen seiner Betrüger nimmt.“

Der Sportpalast bietet Raum für 16.000 Menschen. Dann wurden die Tore geschlossen. Ich blieb, wie so viele, draußen.

Der Sportpalast war eine riesige Veranstaltungshalle im Stadtteil Schöneberg  in der in erster Linie Kundgebungen und Sportereignisse ( Sechstagerennen, Boxen) stattfanden . Die Halle wurde 1973 abgerissen und durch triste, mehrstöckige Wohnhäuser ersetzt. Ein Gedenktafel in liebloser, ungepflegter  Umgebung erinnert an den Sportpalast.

22.02.1932, Montag aus „Heute keine Schüsse – Berlin in der Weimarer Republik“

Goebbels gab im Sportpalast bekannt, dass der Führer der NSDAP, Adolf Hitler, sich für das Amt des Reichspräsidenten zur Wahl stellt. Ernst berichtete, die Rede Goebbels habe geklungen, als gäbe es an seinem Wahlsieg keinen Zweifel. Goebbels macht Wahlkampf mit der Not der Menschen. Schürt ihre Angst. Selbst vor dem Thema Selbstmord schreckt er nicht zurück. Mich ekelte es, als Ernst mir einen Artikel des Angriff, geschrieben von Goebbels, vorlas. Nachdem er alle Versprechungen der Weimarer Gründungsväter auf ein besseres, gerechteres Leben als Lügen diffamiert hatte, endete der Artikel mit dem Satz:

Das Glück dieses Lebens in Schönheit und Würde vermochten nicht mehr zu ertragen … und dann folgten die Namen der Selbstmörder dieses Monats.

Goebbels benutzt diese Worte der Krise, um der Republik das Vertrauen des Volkes zu entziehen. Es sind nicht die Krisen, die der Republik schaden. Es sind die Menschen, die diese Republik nicht wollen und alles tun, um ein gutes Regieren zu verhindern.

Der Sportpalast war eine riesige Veranstaltungshalle im Stadtteil Schöneberg  in der in erster Linie Kundgebungen und Sportereignisse ( Sechstagerennen, Boxen) stattfanden . Die Halle wurde 1973 abgerissen und durch triste, mehrstöckige Wohnhäuser ersetzt. Ein Gedenktafel in liebloser, ungepflegter  Umgebung und ein Hinweisschild erinnert an den Sportpalast.

10.02.1933, Freitag aus „Heute keine Schüsse – Berlin in der Weimarer Republik“

Hitler sprach im Sportpalast. Wieder konnte der Sportpalast die vielen Menschen nicht aufnehmen.

Die Rede wurde im Rundfunk übertragen. Ich konnte kein konkretes politisches Programm erkennen, aber die Menschen jubelten. Sie haben jemanden gefunden, der ihnen eine bessere Zukunft verspricht. Ein starkes Deutschland, das sich nicht in endlosen Debatten und Kompromissen aufreibt. Hitler gibt den Menschen Hoffnung auf eine radikale Wende. Träger und Erfüller dieser Hoffnung soll nicht eine Partei sein, sondern eine Bewegung, eine Volksgemeinschaft, die die Nation zu neuer Größe führt. Er gibt den Menschen das Gefühl, dass sie der Politik der Parteien nicht ohnmächtig ausgeliefert sind, sondern ihr Schicksal selbst, als Teil dieser mächtigen Gemeinschaft, in die Hand nehmen können. Viele scheinen bereit, dieser vagen Idee der Volksbewegung die Republik zu opfern.

 

 

Der Sportpalast war eine riesige Veranstaltungshalle im Stadtteil Schöneberg  in der in erster Linie Kundgebungen und Sportereignisse ( Sechstagerennen, Boxen) stattfanden . Die Halle wurde 1973 abgerissen und durch triste, mehrstöckige Wohnhäuser ersetzt. Ein Gedenktafel in liebloser, ungepflegter  Umgebung und ein Hinweisschild erinnert an den Sportpalast.