„Fahrt nur, ich komme schon alleine klar“, hatte er seiner Tochter und dem Schwiegersohn versichert, als sie ihm anboten noch ein paar Tage zu bleiben. Ich komme schon alleine klar…. Alleine… Gestern hatte er sogar daran geglaubt. Aber heute Morgen? Klaus hatte die Nacht auf dem Sofa verbracht. Er hatte versucht, im Bett zu schlafen, aber er konnte die Leere neben sich nicht ertragen. Irgendwann, als es draußen endlich dämmerte, war er aufgestanden und hatte im Bademantel begonnen, den Frühstückstisch zu decken. Klara mochte es nicht, wenn er beim Frühstück nicht angezogen war. „Was ist, wenn jemand zu Besuch kommt?“ hatte sie immer gefragt. Aber heute würde niemand kommen. Und falls doch, würde er nicht öffnen. Klaus stellte eine Tasse und einen Teller an seinen Platz. Dann holte er den Kaffee, das Brot, die Butter und die Marmelade aus der Küche. Er überlegte kurz, ob er die Morgenzeitung dazu legen sollte, aber eigentlich interessierte ihn nicht, was in der Welt geschah. „Fahrt nur, ich komme schon alleine klar“, hatte er seine Tochter beruhigt, gestern am Tag der Beerdigung. Sie würde ihm ohnehin nicht helfen können. Was wusste sie denn schon? Seit Jahren war sie nur noch zu Weihnachten gekommen. Wie still es im Haus war ohne Klara. Müde stand Klaus auf und schaltete das Radio an und gleich darauf wieder aus. Dann saß er da, ein Marmeladebrot vor sich auf dem Teller und starrte auf den leeren Platz. Ihren Platz. „Es fühlt sich an, als würde sie gleich aus der Küche kommen. Aber sie wird nicht kommen. Nie mehr.“ Klaus atmete ein paar Mal tief ein und aus. Dann stand er auf und trug seinen Kaffeebecher ins Wohnzimmer. Nie zuvor hatte er sich so erschöpft gefühlt.