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Neuer Krimi – Todesstrafe

Leider wurde mein neuer Krimi „Todesstrafe“ (Arbeitstitel) vom Verlag nicht angenommen. Thema und Ausführung sagten ihnen durchaus zu, aber sie wollten gerne eine Krimi-Reihe daraus machen und dazu sollte ich die ermittelten Kommissare so verändern, dass sie zu Serienhelden taugen. 

Das große Problem: Ich tauge nicht zum Serien-Krimi-Autor.  Ich habe viel zu viele andere Themen und Buch-Genre-Ideen im Kopf, um jedes Jahr einen neuen Krimi zu schreiben. Immerhin will der „Heute“, ein indirekter Nachfahre meines Protagonisten in „Heute Keine Schüsse“,  endlich literarisch zum Leben erweckt werden und etwas Humorvolles schwirrt mir noch im Kopf herum und da ist dieser Fantasy-Jugend-Roman, dessen Exposé in meiner Ideenschublade liegt und einige Kurzgeschichten …  

Ich habe den Vorschlag des Verlages abgelehnt. 

Also leider (zunächst) kein Verlags-Vertrag für „Todesstrafe“.  Ich überlege, auf welchen Weg ich den Roman schicke. Als Manuskript an andere Verlage oder ins Selfpublishing oder ganz etwas anderes. 

Das Dinner

„… Liebling, sagte ich dann zu ihm, warum trägst du nicht das schicke Armani-Sakko zum Dinner? Aber nein, es musste wieder die abgetragene Peter Hahn Jacke sein. So sind sie unsere Männer, die Herren Professoren, immer ein bisschen altmodisch, immer ein bisschen verschroben. Und ohne uns wären sie verloren in der bösen Alltagswelt.“ Mit ihren hageren Fingern tätschelte Mathilde kurz die Glatze ihres Mannes und wandte sich dann ihrer Tischnachbarin zu. Sie behandelt mich wie einen Schoßhund, dachte Klaus. Was hatte ihn nur bewogen, diese entsetzliche Frau vor mehr als 30 Jahren zu heiraten? Er war kein Professor, er hatte studiert, aber nie promoviert. Doch seine Frau zog es vor, Tatsachen einfach zu ignorieren und sich mit „Frau Professor“ anreden zu lassen. Mathilde hatte ihnen diese Einladung zum Dinner mit gewohnter Hartnäckigkeit verschafft. Wer war die Gastgeberin noch einmal? Irgendwann zwischen den endlosen Tratschgeschichten und Nörgeleien war ihr Name bestimmt gefallen. Aber Klaus hatte nicht zugehört. Das Alkaloid des Schierlings verursacht Sprachlähmungen, ging es Klaus durch den Kopf, aber leider ist das Gift sehr leicht nachweisbar.
„Und stellen sie sich vor, die Medikamente, die mein schlauer Professor erfindet, retten eines Tages Millionen von Menschen das Leben. Sicher hat ihr Mann schon davon gehört. Unter Insidern spricht sich so etwas rasend schnell herum. Ihr Mann verkehrt zweifelsohne in diesen Kreisen…“ ununterbrochen redete Mathilde auf ihre Tischnachbarin ein. Klaus hatte das Ehepaar Meyer schon ein paar Mal bei ähnlichen Anlässen getroffen. Der Mann tat ihm leid. Ein stiller, freundlicher Mensch, leitender Arzt im Stadtkrankenhaus. Klaus empfand eine Art Seelenverwandtschaft. Waren sie doch beide mit dem gleichen Typ Frau gestraft. Er musterte die Frau des Professors eingehender. Sie hatte sich seit ihrem letzten Treffen verändert. Ihr Gesicht zeigte deutliche Wassereinlagerungen, die Haut der Oberarme wies kleine Einblutungen und blaue Flecke auf. Anzeichen einer Überdosis Cortison. Aber ihr Mann war Arzt, er musste es auch bemerken und er musste wissen, dass es schonendere Mittel gab. Er sollte seiner Frau besser ein Glucocorticoid verschreiben. Er möchte doch bestimmt nicht die lebensbedrohenden Nebenwirkungen des Cortisons riskieren. Es sei denn … Klaus betrachtete seinen stillen Gegenüber mit neuem Interesse. Professor Meyer erwiderte den Blick und nickte ihm freundlich zu. ‚Der Professor weiß, dass ich es weiß, ‘ durchfuhr es Klaus.
Die Gastgeberin reichte die Aperitifs. Eine blondierte Enddreißigerin mit Grünstich im Haar. Ihr Frisör hätte sie darauf aufmerksam machen sollen, dass sich frisch blondiertes Haar im Chlorwasser grün färbt. Klaus kam einfach nicht auf ihren Namen. Sie waren schriftlich zu dem Dinner eingeladen worden. Sogar die Menuekarte war beigelegt. Die Gastgeberin hatte angekündigt, dass sie das Essen höchstpersönlich zubereiten würde. Die Mithilfe der Gäste in der Küche sei ausdrücklich erwünscht. Wieder so ein neumodischer Unsinn. Erlebnisgastronomie. Als Vorspeise sollte es Sushi geben.
Mathilde wunderte sich vermutlich sehr, als er der Gastgeberin anbot, ihr beim Anrichten und Auftragen der Vorspeise zu helfen.
Mathilde hasste rohen Fisch. Aber er gehörte zur feinen Gesellschaft dazu und deshalb würde sie ihn hastig herunterwürgen ohne auf den strengen Geschmack zu achten. Alle würden heute Abend mit den Symptomen einer Fischvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert werden. Alle würden das Krankenhaus nach einer zugegeben recht unangenehmen Nacht wieder verlassen. Alle, bis auf Mathilde, bei der die Vergiftung einen zwar seltenen aber biochemisch nicht weiter auffälligen Verlauf nehmen würde.
Und Klaus würde angemessen um seine Gattin trauern und dann in einen langen, ruhigen Urlaub aufbrechen.