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16.12.1918, Montag aus „Heute keine Schüsse – Berlin in der Weimarer Republik“

Berlin schmückt sich für die Rückkehr der Truppen. Girlanden am Potsdamer Platz. Fahnen und Flaggen Unter den Linden. Eine Division marschierte in gewohnter preußischer Ordnung durch das Brandenburger Tor. Die Offiziere zu Pferd vorneweg. Soldaten mit Stahlhelm, ordentlich gekleidet, manche verwundet, aber wohl versorgt, Blumensträuße am Gewehr. Ich stand inmitten einer großen Menschenmenge. Manche waren gar auf die kahlen Linden geklettert, um die Marschierenden besser zu sehen. Wie schwarze Krähen saßen sie in den Ästen. Alle begrüßten die Soldaten winkend, mit Fähnchen. Aber die Hurra-Rufe klangen verhalten, fast schüchtern.

Die Straße der großen Aufmärsche: Vom Brandenburger Tor – Unter den Linden – Schlossplatz.

Hier in einem Modell im Humboldt Forum am Schlossplatz.

16.01.1919, Donnerstag aus „Heute keine Schüsse – Berlin in der Weimarer Republik“

Das BT meldet: Liebknecht und Rosa Luxembourg getötet.

Liebknecht sei auf der Flucht erschossen worden, während die Volksmenge Rosa Luxemburg umgebracht habe.

Ich traf Fritz im Excelsior, wo er bei den Spartakisten saß. Er war außer sich:

„Ebert und Noske haben Liebknecht niederträchtig ermorden lassen.“

Eine Brücke in der Nähe des Stadtschlosses wurde nach Karl Liebknecht benannt. Mehrere Bildtafeln informieren über den Gründer der KPD.

01.01.1920, Donnerstag aus „Heute keine Schüsse – Berlin in der Weimarer Republik“

Mit großem Spektakel hat Berlin das neue Jahr begrüßt.

Ich habe Ernst zum Silvesterball im Palmensaal des Esplanades begleitet. Zwar gibt es seit März als Folge des Belagerungs­zustandes wieder ein Tanzverbot, aber die Berliner kümmert das wenig. Es war turbulent. Ernst ist ein guter Tänzer, er könnte im Esplanade wohl auch Geld als Eintänzer verdienen.

Das Hotel „Esplanade“ war ein beliebter Treffpunkt der wohlhabenden Berliner Gesellschaft. Es wurde im 2. Weltkrieg zum großen Teil zerstört. Der Potsdamer Platz ist heute mit dem Sony Center ein Wahrzeichen des modernen Berlin. Wer genau hinschaut, kann jedoch noch Reste des alten Hotel Esplanade entdecken. Überreste davon wurden in die Fassade des Sony Centers integriert. Wir durften sogar einen Blick in den Palmensaal werfen.