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18.03.1920, Donnerstag aus „Heute keine Schüsse – Berlin in der Weimarer Republik“

Extrablatt: Die Putschisten sind geschlagen. Die alte Regierung kehrt nach Berlin zurück.

Ich war am Brandenburger Tor. Viele waren da, um den Rückzug der Brigade unter Fahnen und Gesang zu sehen. Dann gab es Buhrufe aus der Menge. Die Soldaten antworteten mit Maschinengewehrfeuer. Tote und Verletzte blieben auf dem Pflaster des Pariser Platzes zurück

22.02.1930, Sonnabend aus „Heute keine Schüsse – Berlin in der Weimarer Republik“

Werner war wieder zu Besuch. Er war so aufgebracht, dass er noch nicht einmal Platz nehmen wollte.

„Grosz wird der Prozess gemacht. Sein Bild Christus mit der Gasmaske wurde auf einer Ausstellung beschlagnahmt. Nun ist Anklage gegen ihn erhoben worden. Wegen Beschimpfungen der christlichen Kirche. Wir dürfen uns diese dreiste Beschneidung unserer künstlerischen Freiheit nicht länger gefallen lassen!“ Ich hörte Empörung, aber auch Neid aus dem Bericht Werners.

Die Werke von George Grosz wurden von den Nationalsozialisten später als „entartete Kunst“ diffamiert. Heute erinnert eine Gedenktafel am Wohnhaus des Künstlers an sein Werk.

12.11.1933, Sonntag, Wahltag aus „Heute keine Schüsse – Berlin in der Weimarer Republik“

Das Volk hat das Wort, so betitelt die MoPo den heutigen Wahltag und zeigt die beiden Stimmzettel, mit denen heute abgestimmt wird.

Auf dem Stimmzettel nur eine Partei:

Die Nationalsozialistische deutsche Arbeiterpartei.

Darunter in Klammern Hitlerbewegung. Dann die Namen: Adolf Hitler, Rudolph Hess, Wilhelm Frick, Herman Göring, Alfred Hugenberg. So ist also Hugenberg jetzt Mitglied der NSDAP.

Die Presse sagt am Abend, 92,1 Prozent seien für die NSDAP und 95,1 Prozent für den Austritt aus dem Völkerbund. Somit billigt das deutsche Volk ausdrücklich die Regierungsarbeit der NSDAP, wenn man dieser Wahl und denen, die darüber berichten, Glauben schenken kann.

Die Reichstagswahl fand zugleich mit der Volksabstimmung über den Austritt Deutschlands aus dem  Völkerbund statt. Vorangegangen war die Ausschaltung der politischen Gegner der Nationalsozialisten. Zugelassen war nur eine  nationalsozialistische  dominierte  Einheitsliste.