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10.03.1919, Montag aus „Heute keine Schüsse – Berlin in der Weimarer Republik“

Berlin ist wieder im Ausnahmezustand. Beim roten Rathaus traf ich auf bewaffnete Patrouillen der Sicherheitswehr. Überall auf meinem Weg durch die Stadt gab es Barrikaden, mal von Spartakus, mal von Regierungstruppen. Beide haben Artillerie, schwere Waffen und Handgranaten.

Selbst bei uns in der Viktoriastraße gibt es schwere Kämpfe. Die Regierungstruppen setzen Granatwerfer ein. Das Haus zittert.

Während Noske den Befehl erteilt, jede bewaffnete Person, die gegen Regierungstruppen kämpft, sofort zu erschießen, wird an der Litfaßsäule unweit der Galerie für das neue Fox-Trott-Casino drüben in der Friedrichstraße geworben. Berlin lässt sich seine großstädtische Mentalität nicht nehmen.

Straßenkämpfe, Streiks, Plünderungen und abends Operette.

Das Glas der zerschossenen Gaslaternen knirscht unter den vornehmen Schuhen.