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28.12.1918, Sonnabend aus „Heute keine Schüsse – Berlin in der Weimarer Republik“

Ich begleitete Fritz zum Leichenbegräbnis der getöteten Matrosen. Berlin ist in Grau gehüllt. Wohin man schaut, säumen feldgraue Militärmäntel den Weg. Es regnet ohne Unterlass aus grauen Wolken. Eine ungeheure Menschenmenge hatte sich im Lustgarten versammelt. Kränze und Blumen in Rot und Weiß wurden niedergelegt. Delegierte aller deutschen Spartakusgruppen trafen sich heute in Berlin.

In der Zeit der Weimarer Republik wurde der Lustgarten unweit des Berliner Stadtschlosses  vor allem von der Arbeiterbewegung  zu politischen Kundgebungen genutzt.

28.06.1919, Sonnabend aus „Heute keine Schüsse – Berlin in der Weimarer Republik“

„Fritz war da. Ohne Vorankündigung. Er hat Bier und Klaren mitgebracht. Setzte sich an den kleinen Tisch in meiner Stube und zündete sich eine Zigarette an. Ich brachte Schnapsgläser, stellte Brot und Wurst auf einem Brett dazu. Mit ernster Miene klappte Fritz ein Messer auf und schnitt die Hartwurst in dünne Scheiben.

„Ich gehe nach Moskau“, begann er endlich.

„Spartakus hat mir dazu geraten. Ich musste die Arbeit im Kabelwerk Cassirer aufgeben. Dort sind zu viele Denunzianten. Es ist ernst. Zu groß die Gefahr, dass mich dasselbe Schicksal wie Jogiches ereilt. Mutter hat mir von eurem Gang ins Schauhaus erzählt. Sie würde es nicht ertragen, mich ein zweites Mal dort zu suchen.“

Fritz widmete sich nun mit der gleichen Sorgfalt dem Brot. Schnitt exakte Scheiben vom Laib ab.

„Ich habe wenig Hoffnung, dass sich die Idee des Bolschewismus in Deutschland durchsetzen wird.“

Er zeigte auf das Essen vor sich auf dem Tisch:

„Der deutsche Arbeiter kämpft für Brot, nicht für eine Überzeugung. Budich wird mich in Moskau empfehlen. Dort kann ich der bolschewistischen Sache mehr dienen…“

Die Quellen-Recherche zum Spartakusbund war für mich ungemein interessant . Auch hier habe ich nicht nur über den Spartakusbund gelesen, sondern mir auch Schriftstücke, die der Spartakusbund verfasst hat, angeschaut – eine für meine politische „Heimat“  ungewohnte Sichtweise .