25.06.1922, Sonntag aus „Heute keine Schüsse – Berlin in der Weimarer Republik“

Ernst erzählte von Massendemonstrationen im Lustgarten. Mehr als zweihunderttausend Menschen wollten den deutschnationalen Helferich wegen seiner Hetze gegen Rathenau zur Verantwortung ziehen. Helferich hatte noch am Vortag des Attentats die Außenpolitik Rathenaus öffentlich als Vaterlandsverrat gebrandmarkt. Die Zeitungen berichten von der bewegenden, aufrüttelnden Rede des Reichskanzlers Wirth, die mit stürmischem Beifall aufgenommen wurde:

Da steht der Feind, der sein Gift in die Wunden eines Volkes träufelt. Da steht der Feind – und darüber ist kein Zweifel: dieser Feind steht rechts!

Wirth klagt zu Recht die hemmungslose Hetze der rechtsgerichteten Presse an. Er wirft ihnen vor, mittelbar am Mord des Außenministers schuldig geworden zu sein.“

In der Zeit der Weimarer Republik wurde der Lustgarten unweit des Berliner Stadtschlosses  vor allem von der Arbeiterbewegung  zu politischen Kundgebungen genutzt.